Am See

Ich liebe diesen See. Sandstrand, groß, tief, halb Naturschutzgebiet, kippt folglich im Sommer nicht um, viele Büsche am Ufer und hohes Gras für die Privatsphäre, und nah an der Uni – die meisten Studenten halten nichts von Badeklamotten. So wie ich.

Heute ist es voll wie immer. Mein Stammplatz neben dem Brombeerbusch ist frei; ein Pärchen sucht ihn nach Essbarem ab, aber dafür ist es noch zu früh. Nach einer Weile geben sie auf und gehen Hand in Hand wieder zu ihrem Liebesnest im Gras.

Neben mir brät ein Typ. Er lehnt mein Sonnencreme-Angebot entrüstet ab. Selber schuld, bekommt er halt noch mehr Sonnenbrand. Ich lege mich in den Schatten und döse ein Weilchen.

Hitze. Schweiß. Langeweile. Endlose Vorlesung. Bah, steht eh alles im Buch, mir reichts. Buch in Tasche, Tasche auf Rücken, mich aufs Rad, ab zum See.

Normal brauch ich zehn Minuten. Heute zehn Ewigkeiten, bin nicht die Einzige, auch am See schon alles voll. Lieblingsplatz A, zu viele Leute. Lieblingsplatz B auch. Lieblingsversteck C, zwei Pärchen die miteinander schlafen oder auch nicht, bin nicht so der Voyeur. Mit Freund wär da was Anderes. Egal.

Lieblingsbrombeerstrauch, na gut, der Typ hat Platz gelassen, hat wohl Angst vor den Dornen. Egal, Handtuch raus, auf den Boden, ich hinterher, AUA. Mist! Ich hab lang genug Brüste, sollte inzwischen wissen dass das mit dem auf-den-Bauch-fallen-lassen keine gute Idee mehr ist.

Erstmal schlafen. Geplapper und Ghettoblaster ausblenden. Hallo Kleinhirn, bitte fünf Minunten vor Sonnenbrandstufe 2 wecken, dankefein.

zip "AUA!"

Hmm? Aha, der Typ links von mir will nach Hause und seine Schamhaare haben ein Rendezvous mit dem Reißverschluß seiner Jeans. Selber schuld, es gibt Unterwäsche. Oder Hosen mit Knöpfen. Oder Rasierer. Aber wenn der helle wäre, hätte er jetzt auch keinen Sonnenbrand. Ich dreh mich lieber um, sonst nimmt er meine Schadenfreude übel.

Ein fluchender hüpfender Typ weckt mich auf. Ameisen in der Unterhose? Ah, gar keine Unterhose. Reißverschlüsse können sehr böse sein. Kicher.

Zwischen mir und dem Brombeerbusch liegt jetzt eiine junge Frau, auf dem Bauch, schaut in meine Richtung, grinst sich angesichts den Typen eins. Kurzes Struwwelhaar, fast burschikos, grüne Augen … Augen … jetzt sieht sie mich an. Und ich sie.

Typ neben mir dreht sich zu mir um, grinst sich auch einen. Nettes Gesicht, bisschen große Nase, braune Augen, ich schau ihn an. Schau ihn an. Schau …

Unsere Blicke kleben aneinander. Unlösbar. Minutenlang.

… Blinzeln nicht vergessen …

Ne Ewigkeit und fünf Minunten später. Immer noch. Frag nicht wieso. Passt einfach. Irgendwie.

Wer schonmal jemandem wirklich länger in die Augen gesehen hat, weiß: das fühlt sich so an, als könnte man Gedanken lesen. Oder Sehnsüchte. Oder was auch immer. Oder man verschwindet einfach. Die Augen bleiben da, man schaut sich an, aber der Rest ist … woanders.

So ist das jetzt. Nur meine Halsmuskeln waren der Meinung, dass es so langsam reicht. Na gut, ich dreh mich auf die Seite und lege den Kopf auf meinen Arm.

Irgendwo im Hinterkopf merke ich, dass mein Schwanz halb steif ist. Hoffentlich denkt sie nicht, ich wollte was von ihr. OK, irgendwie schon, aber dafür habe ich im Moment keinen Kopf. Da sind nur ihre Augen. Immer noch ihre Augen.

Er dreht sich zu mir, reibt sich den Hals. Meiner beschwert sich auch, irgendwo ist mein Handtuch, jetzt Kopfkissen. Er guckt immer noch. Ich auch. Komisch. Nee, gar nicht, das passt einfach. Aber seltsam.

Ich streck meine Beine ein bisschen, er schaut nicht runter, hey das schaffen die wenigsten. Ein bisschen provozieren? Ich fass mir an die Brust, zwirble den Nippel. Nichtmal das beeindruckt ihn. Mich schon puh. Er zieht nur ne Augenbraue hoch. Ich grinse. Er auch. Kurz. Wieder, immer noch, diese Augen …

Jetzt dreht sie sich auch zu mir. Ihre Augen sind so faszinierend, den Rest ihres Körpers hebe ich mir für später auf. Sie räkelt sich, will sie mich anmachen? Ich hebe fragend eine Braue. Sie freut sich. Ich mich auch. So macht das Leben Spaß.

Will sie was von mir? Will ich was von ihr? An diesem See ist viel möglich, aber ich will nicht nur meinen Spaß, ich will keine Show. Ich will sie.

Was tun … egal, wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Ich ziehe die Hand unter meinem Kopf vor und strecke sie nach ihr aus. Langsam. Handfläche nach oben.

Seine Hand. Bewegt sich. Auf mich zu. Puh. Was will er? Was will ich? Was jetzt?

Dieses Zen-Ding mit der einen klatschenden Hand. Eine pro Mensch? Wir sind zwei? Ich grinse ihn wieder an, dann patsch mit links auf seine Handfläche.

Mir gehts durch und durch. Fast wie ein Orgasmus. Von sowas? Geht das??

Klatsch ihre Hand landet auf meiner. Das kam unerwartet – OK, ich weiß nicht, was ich erwartet habe, aber nicht das. Und irgendwie schaut sie mich genauso überrascht an wie ich sie.

Sie freut sich. Ich mich auch. Dann rücke ich etws näher und streichle kurz und schnell mit der freien Hand über ihre Wange. Nur einmal. Ihre Augen weiten sich. Und ich, ich bekomme endgültig einen Steifen. Merkt sie das?

Seine Finger auf meinem Gesicht. Kribbelt. Fühlt sich an, als wären sie noch da.

Das Lachen in unseren Gesichtern ist unbeschreiblich. Irgendwas hat sie vor …

OK, mehr Anschauen geht nicht. Ich will ihn. Will nen Kuss. Jetzt.

Ist doch ganz einfach …

… nee, ist es nicht, aber egal. Ich machs.

Sie legt sich halb auf mich. Ganz plötzlich. Überrscht will ich was sagen, aber ihr Mund liegt auf meinem. Ich werde geküsst wie noch nie. Unsere Zungen ringen miteinander. Mein Steifer drückt gegen ihre Hüfte.

Sie rutscht ganz über mich, knutscht was das Zeug hält. Ich knutsche zurück. Meine Arme legen sich von selber auf ihren Rücken und fangen das Streicheln an.

Mann schmeckt der Mann gut. In seinen Armen … ich will mehr.

Ich spür ihn. Hart. An meiner Klit. Sooo gut.

Sie rutscht hin und her, kreist leicht mit der Hüfte. Mann, macht mich das an. Jetzt rutscht sie ein bisschen weiter hoch – mein Steifer stößt gegen ihre Muschi. Sie ist feucht, nein, nass. Und sie zögert. Geht das jetzt zu weit? Soll ich aufhören? Oder den Gummi aus meinem Rucksack kramen?

Stopstopstop. Letzte Chance.

Kopf hoch. Statt Knutschen wieder seine Augen. Hey du, hast du ne Ahnung was wir hier eigentlich machen?

Hab ich Ahnung? OK oder nicht? Seine verdammten Augen … und sein verdammter Schwanz …

Wieder dieser Blick, diese Augen … ich mag nicht reden. Kann man in so einer Situation Gedanken lesen?

Ich will sie.

Bevor ich darüber nachdenken kann, zuckt meine Hüfte nach oben. Nur ein bisschen. Aber das wars.

Egal. Geht nicht anders.

Scheiße ist das gut.

Sie rutscht nach unten. Ganz langsam.

Ich bin genau an der richtigen Stelle, gleite in sie rein … ganz langsam … einfach so.

Ihr Blick wird glasig … entrückt. Meiner bestimmt auch.

Sein Beckenknochen, meine Klit. Immer noch seine verdammten Augen. Ich heb ab …

Tiefer geht es nicht. Sie drückt sich fest an mich. Die Muskeln ihrer Scheide, ihr Becken, nein ihr ganzer Körper fängt an zu zucken, minutenlang … zumindest kommt es mir so vor.

Dann kippen ihre Augen weg und sie fällt ganz auf mich. Ich kann gerade noch meinen Kopf zur Seite drehen.

irgendwo in den Sphären

"Hey du" sage ich leise. Keine Reaktion. Sie ist komplett weggetreten.

Ich genieße ihr Gewicht auf meinem Körper, und natürlich die Enge um meinen Schwanz.

Ihr Atem wird tiefer. Schläft sie?

Puuuuh.

Wo bin ich?

Mann war das gut … wenn das mit dem Mann immer so ist … wow.

Lange Schatten, Ich muss heim, noch was für die Uni tun. Auch wenn der so kuschlig ist.

Ich stupse ihn an. Keine Chance, der pennt. Nicht mal ein Kuss bekommt ihn wach.

Lass ich ihm halt meine Nummer da. Stift und Papier?

Eigentlich wollte ich nicht einschlafen …

… sie ist weg. Panik.

Neben mir steckt ein Filzer im Sand. OK, irgendeinen Zettel wird sie mir wohl dagelassen haben. Nur finde ich den nicht. Wind weht keiner … also wo ist er?

Mist.

Ich hüpfe schnell ins Wasser, um wachzuwerden, und dann geht's ab nach Hause. Muss noch was einkaufen.

Zuhause, nachdem ich die Sonnencreme abgeduscht habe, schaue ich in den Spiegel. Verdammt!

Sie hat mir auf die Brust gemalt. Blöderweise kann ich die Hälfte nicht mehr lesen.

Ich freu mich aufs nächste Mal steht, noch einigermaßen entzifferbar, auf der rechten Seite. Und links … da war mal ein Herzchen.

Und ein Name. Irgendwas mit A. Angi?

Und eine Telefonnummer. Irgendwas mit …818 am Ende. Sehr hilfreich.

Na gut. Jede freie Minute am See. Bis ich sie wiedersehe!

Nicht vergessen: ich brauch wieder die Pille.

Fortsetzung folgt. Möglicherweise. Hoffentlich.